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Burnout bei Ärztinnen und Ärzten – Helfen am Limit!

Burnout ist ein Phänomen, das in vielen Berufen vorkommt, aber insbesondere bei Ärztinnen und Ärzten sehr häufig anzutreffen ist. Die Arbeit in der Medizin ist von Natur aus anspruchsvoll, sowohl auf körperlicher als auch auf emotionaler Ebene. Die Kombination von extremer Arbeitsbelastung, steigendem Verwaltungsaufwand sowie einem hohen Maß an Verantwortung bringt viele Medizinerinnen und Mediziner an die Grenze ihrer Belastbarkeit und endet nicht selten in der klinischen Manifestation eines Burnout-Syndroms.

Wie äußert sich Burnout?

Burnout wird von der WHO im ICD-Katalog als berufsbedingtes Phänomen und nicht als eigenständige Krankheit definiert. Es wird beschrieben als ein Zustand körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung, der durch anhaltenden Stress und Belastung verursacht wird. Die Betroffenen empfinden Müdigkeit, Depersonalisation und sehen sich mit einer Minderung ihrer Arbeitsleistung konfrontiert. Burnout kann sich auf unterschiedliche Weise bemerkbar machen: Neben physischen Symptomen wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Atemnot, Magen-Darm-Problemen und Rückenschmerzen stehen vor allem emotionale und mentale Symptome im Vordergrund. Hierzu zählen Reizbarkeit, Zynismus, Nervosität, Angstzustände, Depressionen, Konzentrationsschwierigkeiten, Stimmungsschwankungen und allgemeine emotionale Erschöpfung.

Der Arztberuf als Risikofaktor

Burnout und/oder Depressionen sind unter deutschen Ärztinnen und Ärzten weit verbreitet: Laut einer repräsentativen Umfrage des Marburger Bunds unter angestellten Ärztinnen und Ärzten gaben 59 % an, häufig bis ständig überlastet zu sein. Dies deckt sich mit Daten einer amerikanischen Studie, in der annähernd 63 % der Ärztinnen und Ärzte angaben unter Burnout-Symptomen zu leiden. Laut einer Studie von Medscape aus dem Jahr 2019 leiden 24 % der befragten Ärztinnen und Ärzte zudem an Depressionen oder depressiven Verstimmungen. Es gibt mehrere Gründe, warum Ärztinnen und Ärzte anfälliger für Burnout sind als andere Berufsgruppen. Zum einen stehen sie aufgrund der hohen Verantwortung häufig unter immensem Druck. Sie sind täglich mit komplexen Entscheidungen konfrontiert, die das Leben von Patientinnen und Patienten nachhaltig beeinflussen können. Dies spiegelt sich in der überdurchschnittlich hohen Anzahl von Burnout-Fällen in der Gruppe der Notärzte und Intensivmediziner wider. Darüber hinaus spielt die extrem hohe Arbeitsbelastung von Ärztinnen und Ärzten eine entscheidende Rolle. Laut einer Umfrage liegt die tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit häufig deutlich über 50 Stunden; bei einem Fünftel der Befragten sogar über 60 Stunden. Lange Arbeitszeiten, zunehmende Verwaltungsaufgaben und Bürokratisierung, staatliche Regulierungen, geringe Wertschätzung sowie eine schlechte Work-Life-Balance führen zu einem chronischen Belastungszustand. Im Klinikalltag kommen zudem noch kraftraubende Schicht- und Wochenenddienste mit anhaltendem Schlafmangel hinzu, die die Gesundheit von Ärztinnen und Ärzten erheblich beeinträchtigen. All diese Faktoren führen dazu, dass laut aktuellen Umfragen 25 % der Befragten erwägen, ihre ärztliche Tätigkeit niederzulegen.

Ärztin oder Arzt mit Therapiebedarf - immer noch ein Tabu!

Die prädisponierenden Faktoren für die Entstehung von Burnout bei Ärztinnen und Ärzten sind offensichtlich, dennoch wird die Situation von vielen Betroffenen immer noch verharmlost oder geleugnet. Obwohl wahrscheinlich keine andere Berufsgruppe so gut über das Krankheitsbild sowie Therapieoptionen informiert ist wie Ärztinnen und Ärzte, werden die eigenen Symptome häufig ignoriert. Das Rollenbild der Ärztin bzw. des Arztes ist in den Köpfen tief verwurzelt: Sie werden selbst nie krank, sondern stellen sich selbstlos in den Dienst am Patienten/an den Patientinnen. Das Wohl der Patientinnen und Patienten wird an erste Stelle gesetzt und die eigenen Grenzen ignoriert. Lediglich 19 % der von Burnout betroffenen Ärztinnen und Ärzte suchen sich Hilfe; 60 % halten therapeutische Unterstützung für unnötig. Neben einer fortschreitenden Minderung der eigenen Lebensqualität kann sich ein Ignorieren bzw. Nichtbehandeln des Burnouts langfristig negativ auf die Versorgung der Patientinnen und Patienten sowie auf das „Arzt-Patienten-Verhältnis“ und das Arbeitsklima auswirken.

Prävention statt Reaktion

Grundsätzlich müssten zur Verhinderung von Burnout die Rahmenbedingungen des Gesundheitssystems so verändert werden, dass eine chronische physische wie auch emotionale Überlastung von Ärztinnen und Ärzten vermieden wird. Adäquate Arbeitszeiten, Bekämpfung des Personalmangels, ein wertschätzender Umgang sowie weniger Gewinnmaximierung und Zeitdruck sind wünschenswert. Darüber hinaus gibt es verschiedene Maßnahmen, die Ärztinnen und Ärzte selbst ergreifen können, um Burnout zu vermeiden. Besonders wichtig ist ein sensibler Umgang mit den eigenen Gefühlen, um so festzustellen, wann die Arbeitsbelastung überhandnimmt und in Frustration und Stress mündet. Werden Frühwarnzeichen erkannt, lassen sich geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen. Hierzu zählen Veränderung von Workflow und Arbeitszeiten, Entspannungsübungen, Stressabbau, eine ausgewogene Ernährung und regelmäßiger Sport. Zudem kann es hilfreich sein sich mit anderen Ärztinnen und Ärzten zu vernetzen und Erfahrungen sowie Problemlösungen auszutauschen. Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, ist eine spezialisierte Behandlung durch Therapeutinnen bzw. Therapeuten oder Coaches sinnvoll.

Fazit

Burnout ist bei Ärztinnen und Ärzten weit verbreitet. Hohe Wochenarbeitsstunden, Schichtdienste, steigender Verwaltungsaufwand sowie die große Verantwortung für Menschenleben führen in dieser Berufsgruppe zu erhöhten Fallzahlen. Jedoch gesteht sich nur ein geringer Teil der Betroffenen dies ein und holt sich adäquate Hilfe. Zur Eindämmung der Burnout-Fälle unter Medizinerinnen und Medizinern ist es wichtig die Arbeitsbedingungen zu verbessern, Frühwarnzeichen zu erkennen und rechtzeitig geeignete Gegenmaßnahmen bzw. Behandlungen einzuleiten.

 

Referenzen:

  1. Springer Medizin: Ärzte am Ende ihrer Kräfte?; zuletzt abgerufen am 27.04.2023
  2. Neurologen und Psychiater im Netz: Burnout-Syndrom: Anzeichen und Burnout-Erleben; zuletzt abgerufen am 27.04.2023
  3. Marburger Bund: MB-Monitor 2019; zuletzt abgerufen am 27.04.2023
  4. Tait D. Shanafelt, MD; Colin P. West, MD, PhD; Lotte N. Dyrbye, MD, MHPE; Mickey Trockel, MD, PhD; Michael Tutty, PhD; Hanhan Wang, MPS; Lindsey E. Carlasare, MBA; and Christine Sinsky, MD: Changes in Burnout and Satisfaction With Work-Life Integration in Physicians During the First 2 Years of the COVID-19 Pandemic; Mayo Clin Proc. 2022;97(12):2248-2258
  5. Medscape: Burnout und Depressionen bei Ärzten in Deutschland 2019;  zuletzt abgerufen am 27.04.2023
  6. Hodkinson A, Zhou A, Johnson J, Geraghty K, Riley R, Zhou A, Panagopoulou E, Chew-Graham CA, Peters D, Esmail A, Panagioti M. Associations of physician burnout with career engagement and quality of patient care: systematic review and meta-analysis. BMJ. 2022 Sep 14;378:e070442 
  7. Marburger Bund: MB-Monitor 2022; zuletzt abgerufen am 27.04.2023
  8. Arzt & Wirtschaft: Wie Ärztinnen und Ärzte Burnout vermeiden; zuletzt abgerufen am 27.04.2023
  9. Ärzteblatt: Burnout-Syndrom: Hilfe für Ärzte; zuletzt abgerufen am 27.04.2023
  10. Panagioti M, Panagopoulou E, Bower P, Lewith G, Kontopantelis E, Chew-Graham C, Dawson S, van Marwijk H, Geraghty K, Esmail A. Controlled Interventions to Reduce Burnout in Physicians: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Intern Med. 2017 Feb 1;177(2):195-205. 
  11. Ärzteblatt: Burnout bei Ärzten: Lebensaufgabe statt Lebens-Aufgabe; zuletzt abgerufen am 27.04.2023

Ihr Ansprechpartner

Dr. Martin Hampel
news@limbachgruppe.com

 

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